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Die Mutterwunde- die Mutter aller Wunden

Ist die Mutterwunde die Mutter aller Wunden? Wenn die Art der Bindung zu unserer Mutter uns zu traumatisierten Erwachsenen machen

In den Weiten des Universums gibt es ein Phänomen, das kulturell übergreifend viele Menschen auf der Erde betrifft und beeinflusst - die Beziehung zu unserer Mutter. Manche nennen es "Die Mutterwunde". Ich nenne es eher "Die posttraumatische Belastung der mütterlichen Ahnenreihe" oder auch "Das Geheimnis der mütterlichen Bindung - oder nicht geglückten Bindung". Unsere frühkindlichen Beziehungserfahrungen prägen unser gesamtes Selbstbild, unser Erwartungen in jedweden Beziehungen, unser Erlebnis von Liebe, Vertrauen, unterstützt werden, Nähe und Autonomie. Diese Muster wirken wie unsichtbare Fäden, die unser Verhalten, Denken und Fühlen in späteren Beziehungen steuern. Hier wird der Grundstein gelegt aufgrund dessen Beziehungen für gewöhnlich scheitern oder gelingen. Die Art der Verbindung zu und Verbundenheit mit unserer Mutter kann uns einige Herausforderungen bieten. Und manchmal zu den weniger erfreulichen, komplizierten, unserem Bewusstsein verborgenen Beziehungsdynamiken führen.


Die Quelle unserer Mutterwunde oder Brutstätte unserer Beziehungsmuster


Die sogenannte Mutterwunde entsteht in den ersten Jahren unseres Lebens, wenn wir noch süße knuffige Knutschkugeln sind, die voller Energie und Neugier die Welt entdecken. Unsere Mütter - die göttlichen Wesen, die uns das Leben schenkten - waren unsere erste Liebe, unser Fels in der Brandung und unsere Quelle von Nahrung und Zuneigung. Die Blaupause für unsere Beziehungen schlechthin. Jedoch sind nicht alle Mütter Engel in der Lehre - sie sind meist zutiefst menschlich und mit ihren eigenen Macken und Unzulänglichkeiten, sowie unbewältigten Traumata. Aus diesem Kontakt bilden wir nicht nur unsere Überzeugungen, wie wir versorgt werden oder eben nicht. Wir bilden die Grundüberzeugungen und Ansichten, wie die Welt mit uns umgeht. Wir lernen, was wir tun oder lassen müssen, um zu bekommen was wir brauchen und wollen. Oder was wir haben dürfen und können und was eben nicht. Wir stülpen fortan diese Ansichten nicht nur anderen Menschen, sondern dem gesamten Universum oder unserem Gottesbegriff über. Wir erwarten und unterstellen allen, dass sie mit uns genau so umgehen wie unsere Mutter oder primären Beziehungsperson mit uns umzugehen pflegte. Unsere Ansichten kreieren unsere Realität. Und hier, im ersten Kontakt mit unseren Eltern bilden sich genau diese Sichtweisen und Erwartungen, die wir fortan auf alle und alles projizieren. Die Linsen, Brillen und Filter durch die wir dann Erlebnisse wahrnehmen und einsortieren.


Die Ursachen für diese "Mutterwunde" können so vielfältig sein, wie die Art der Verletzungen. Manche Mütter waren überfürsorglich und ließen uns kaum Freiraum zum Atmen und Erforschen. Andere wiederum waren ängstlich oder distanziert oder überfordert und ließen uns mit unseren Bedürfnissen allein. Und dann gab es da noch die Mütter, die so mit ihren eigenen Problemen beschäftigt waren und uns nicht erfasst haben, sich nicht einfühlen konnten oder wollten. Oder die uns gar manchmal vergaßen, so wie man vergisst, wo man seinen Schlüssel hingelegt hat. Für gewöhnlich wachen Eltern nicht morgens auf und überlegen, wie sie das Leben ihrer Kinder zerstören können. Sie geben jederzeit das Beste mit den Werkzeugen die sie haben. Und da besteht sehr häufig ein Mangel an Bewältigungsstrategien und Handlungsalternativen.


Was sind die Folgen? Wie prägt die Mutterwunde unser Leben als Erwachsene?


Die Mutterwunde kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser Erwachsenenleben haben und manchmal zu seltsamen Verhaltensweisen und Beziehungsmustern führen, über die wir und unsere Mitmenschen nicht immer nur schmunzeln. Auch die Beziehung unserer Mutter zu unserem Vater und deren Umgang miteinander prägen unser inneres Bild von Partnerschaft und Familie. Unsere Beziehungsmuster sind der Versuch, diese tief im Unbewussten verankerte emotionale Bedürfnisse und Konflikte aus der Kindheit zu bewältigen und zu lösen. Manche von uns entwickeln das Bedürfnis, ständig nach Bestätigung zu suchen und es allen recht machen zu wollen - aus Unsicherheit ob die Bindung noch besteht, oder der Angst und dem Bedrohungsgefühl ausgeschlossen, weggeschickt oder verlassen zu werden. Vielleicht auch in der Hoffnung, doch endlich die ersehnte Zuwendung zu bekommen. Als hätten wir eine hängende Schallplatte, die ständig sagt: "Bitte seh mich, finde mich toll, beschäftige dich mit mir. Garantiere mir, dass die Beziehung bestehen bleibt." Wobei wir kreative und interessante Theorien erfinden, weshalb wir bekommen oder nicht bekommen, was wir so dringend brauchen und wünschen.

Anderen wiederum fällt es schwer, Vertrauen aufzubauen und sich emotional zu öffnen, als hätten sie ein unsichtbares Schild um sich herum, auf dem steht: "Vorsicht, emotionaler Abgrund!

Es kann sein, dass wir uns in unseren Beziehungen in ähnlichen Mustern verfangen wie in unserer Beziehung zu unserer Mutter. So kann es passieren, dass wir uns immer wieder von Partnerinnen oder Partnern angezogen fühlen, die uns an unsere Mutter erinnern - sei es in positiver oder auch in manchmal etwas weniger positiver Hinsicht. Im unbewussten Versuch, endlich eine Lösung für die unbewältigten und unbefriedigenden Interaktionen unserer Kindheit zu finden. Wenn wir unsere Wunden nicht heilen, bluten wir auf Menschen, die gar nichts damit zu tun haben. Wir geben diese Verletzungen von Generation zu Generation weiter.


Wie können wir diesen Kreislauf durchbrechen?


Die gute Nachricht ist, dass es Wege gibt, die Mutterwunde zu heilen und unser seltsames Erwachsenen-Selbst zu verändern. Welche Möglichkeiten gibt es, unsere Interaktionen so zu gestalten, dass alle davon profitieren? Ein guter Anfang ist, unsere Prägung und vermeintlichen Schwächen zu erforschen und unsere Sichtweise zu verwandeln. Ohne jede Bewertung, oder Schuldzuweisung. Humor ist dabei eine wundervolle Medizin. Wenn wir aufhören, uns selbst - und unsere Mutter - zu verurteilen, wenn wir uns mit Mitgefühl und einem Augenzwinkern betrachten, können wir vielleicht sogar über unser verrücktes Verhalten lachen, und es ist viel leichter, den ersten Schritt zur Genesung zu tun.


Wenn wir wissen, was wir tun, können wir tun was wir wollen. Wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, laufen wir auf Autopilot.

Sobald wir erkennen, in welcher Dynamik wir uns befinden, können wir etwas anderes wählen.

Ebenso wichtig ist es, uns mit dem was in uns vorgeht auseinanderzusetzen und uns zunächst mal einfach damit anzunehmen.

Was, wenn es völlig in Ordnung ist, wenn wir uns manchmal wie ein Kind fühlen und uns nach Zuneigung, nach der bedingungslosen Zuwendung unserer Mutter sehnen?

Wir können unseren Körper spüren, atmen, uns selbst nähren. Indem wir uns selbst in den Arm nehmen, uns beruhigen, und uns sagen: "Hey, ich genüge. Auch ich mache stets mein Bestes, mit den Werkzeugen die ich habe. Was an mir ist alles richtig, das ich noch nicht anerkannt habe?"


Wenn wir uns bewusst werden, wie die Mutterwunde unser Leben beeinflusst, können wir gezielt erforschen, wann, wo und mit wem sie aktiv ist und neue Verhaltensweisen entwickeln. Wir können uns erlauben, uns von alten Glaubenssätzen und Mustern zu lösen und uns zu erlauben, glückliche und erfüllende Beziehungen zu führen - sei es zu unserem inneren Kind oder zu unseren Mitmenschen.


Fazit: Die Mutterwunde - Von Komikern zu Helden


Die Mutterwunde mag eine tiefgründige und manchmal auch skurrile Angelegenheit sein. Wir haben immer die Möglichkeit zu wachsen und uns selbst besser kennen zu lernen. Wie wäre unsere Welt wohl, würden wir einfach aufhören uns und andere zu bewerten? Und beginnen, uns und unsere Interaktionsmuster sowie unsere Bindungsstile ganz ohne Lob und ohne Tadel zu erforschen? Wir könnten uns mit einer ganz neuen Leichtigkeit und vielleicht sogar Lachen im Herzen unseren Verletzungen, Wunden, Traumata und Merkwürdigkeiten stellen.

Schritt für Schritt und Wahl für Wahl üben, uns liebevoll genau so anzunehmen, wie wir eben momentan sind. Unseren Mitmenschen von unseren Herausforderungenerzählen und Veränderungswünsche in die Tat umsetzen. So können wir unsere Geschichte umschreiben. Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Wir können noch immer zu den Helden unserer eigenen Geschichte werden. Und wer weiß, vielleicht können wir eines Tages sogar unsere eigene Comedy-Show auf die Beine stellen - mit uns selbst als den liebenswerten und humorvollen Hauptdarstellern.

Das Leben ist zu kostbar, um nicht auch über unsere eigenartigen Seiten zu lachen. Wie wäre es, ohne jede Bewertung für unsere Wahlen in der Vergangenheit, heute das zu wählen was für uns selbst und damit auch für unser gesamtes Umfeld ganz andere, neue und großartige Möglichkeiten kreiert? #Mutterwunde #Mutterallerwunden #Beziehungsmuster #Bindungsmuster #Traumaheilung

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